Veloroute über den AckerDie Gestaltung des Jappopwegs geht in eine neue Runde. Beim Ortstermin am 30. August 2018 am Jappopweg mit der Bürgermeisterin, dem Bauamtsleiter, einigen Ratsmitgliedern und Vertretern des ADFC Pinneberg wurde über die im Frühjahr angebrachten Schutzstreifen für Radfahrer diskutiert. Die Teilnehmer von CDU und Bürgernahen hielten sie für Unfug und beschwerten sich darüber, dass die Anlieger jetzt mitten auf der Fahrbahn, links neben den Schutzstreifen parken und damit die Fahrbahn blockieren. Dem wurde entgegen gehalten, dass die Autos dort illegal parken. Die Bürgermeisterin sagte zu, dass das Ordnungsamt dies in Zukunft unterbinden wird.

Ein Ausschuss-Mitglied der CDU machte den Vorschlag, dass man doch einen Zweirichtungsradweg neben den breiten Fußweg bauen könnte. Das hätte den Charme, dass Radfahrer, die vom Studelskamp linksseitig auf der Brücke ankommen, nicht die Fahrbahn kreuzen müssten und von den Autos getrennt fahren. Herr Stieghorst, der Bauamtsleiter, versprach diesen Vorschlag zu prüfen.

Nun, Anfang November wird Herr Stieghorst das Ergebnis der Prüfung im Stadtentwicklungsausschuss am 6. November 2018 vorstellen.

Und was machen die Antragsteller CDU, Bürgernahe und FDP? Sie beschließen mit einer Stimme Mehrheit, dass die Schutzstreifen weg sollen. Denn immer noch parken Anlieger mitten auf der Fahrbahn und behindern den Verkehr. Das Ordnungsamt ist hier offensichtlich noch nicht, wie von der Bürgermeisterin versprochen, aktiv geworden.

Doch eigentlich geht es nur um fünf PKW, die regelmäßig dort parken. Zufällig sind drei Mitglieder des Ausschusses Anlieger des Jappopwegs und sorgen mit dafür, dass sie und ihre Nachbarn weiterhin gratis auf der Fahrbahn direkt vor der Haustür parken können. An diesen „Service“ hat man sich gewöhnt. Die Radfahrer aber sollen, wie vor 40 Jahren, auf dem Fußweg fahren.

Nur, dass sich seit dem die Regeln der StVO geändert haben. Inzwischen darf eine Behörde den Radverkehr nur dann auf Radwege zwingen, wenn er auf der Fahrbahn übermäßig gefährdet ist. Dies ist am Jappopweg nicht gegeben. Zudem dürfen Radfahrer nicht auf linksseitige Radwege gezwungen werden, weil solche Radwege gefährlich sind. Man kann also nur "Radfahrer frei" auf dem Gehweg anordnen. Wer auf diesem Weg radeln möchte, muss dann auf die Fußgänger Rücksicht nehmen und Schrittgeschwindigkeit fahren.

Dazu kommt, dass der Jappopweg Teil der Veloroute 3 ist. Das Velorouten-Netz richtet sich an Alltags-Radfahrer und -Radfahrerinnen, die auch mit dem Rad zur Arbeit fahren. Wer einen Arbeitsweg von 10 km hat, wird da nicht in Schrittgeschwindigkeit fahren wollen, sondern deutlich schneller. Also wählen sie die Fahrbahn. Dort treffen sie dann auf Autos, die mindestens 50 km/h fahren und sie im Zentimeterabstand überholen. Diesen Weg nehmen dann nur Leute mit breitem Kreuz. Ziel ist es aber, dass mehr Leute mit dem Rad fahren, gerade auf täglichen (Arbeits)-Wegen. Denn gerade in der Hauptverkehrszeit kollabiert der Verkehr auf unseren Straßen, weil sie die Masse an Autos nicht mehr aufnehmen können.

Gibt es verträglichere Lösungen, die alle Interessen berücksichtigen? Ja, da ist zum Beispiel ein Grünstreifen, der eigentlich als Bürgersteig gedacht ist, aber von den Leuten nicht begangen wird, außer zum Rasen mähen. Der könnte zum Parkstreifen umgestaltet werden. Oder man reduziert die Höchstgeschwindigkeit im Jappopweg auf 30 km/h. Dann kann ein Radfahrer dort problemlos im Mischverkehr fahren. Aber dann würden die 5.000 Fahrzeuge am Tag ein paar Sekunden Zeit verlieren. Da ist die CDU bisher strikt gegen. Lieber die Radfahrer vergraulenoder gar gefährden?

Wie gesagt: am 6. November  findet die nächste Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses statt und es wird wieder über den Jappopweg diskutiert. Herr Stieghorst wird den Ausschussmitgliedern sein Ergebnis mitteilen:

Der vorgeschlagene Zweirichtungsradweg lässt sich nicht realisieren. Würde er gemäß den Vorschriften gebaut, können sich auf der verbleibenden Fahrbahn weder LKW noch PKW begegnen. Parken auf der Fahrbahn wäre dann völlig ausgeschlossen.

Baut man die Straße so aus, dass alle Verkehrsarten getrennt sind und die Vorschriften beachtet werden, bräuchte man für zwei Gehwege, zwei Radwege (einen pro Richtung) und Fahrbahn einen Querschnitt von über 12 Metern und über 500 000 €. Zum Vergleich: Laut Bauamt haben die Schutzstreifen keine 5.000 € gekostet. Man würde also für die perfekte Lösung den hundertfachen Preis bezahlen.

Schauen wir mal, was der Ausschuss nun beschließen wird. Schauen wir mal, was die Stadtverwaltung daraus macht.

Den Prüfauftrag an die Stadtverwaltung und das Ergebnis finden Sie unter https://www.sitzungsdienst-pinneberg.de/bi2/vo020.asp?VOLFDNR=3909